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Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Der Präventionsansatz von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

Alle Menschen sind gleichwertig, die Menschenrechte sind unteilbar. Und Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Die Realität sieht anders aus: Einstellungen, die davon ausgehen, dass manche Menschen aufgrund von Eigenschaften wie ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe, ihrer körperlichen Fähigkeiten und geistigen Ver­fasstheit oder aufgrund der sexuellen Orientierung, ihres Ge­schlechts oder sozialen Status mehr wert seien als andere, sind weit verbreitet. Die auf diesen Weltbildern basierenden Ideologien der Ungleichwertigkeit wie Rassismus, Homophobie, Antisemitismus oder Frauenfeindlichkeit dienen der Legitima­tion von Diskriminierung und Unterdrückung von Gruppen.[1]

Ziel des Projektes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist es, den Alltag an Schulen so zu verändern, dass dieser von einem Klima der gegenseitigen Achtung und der Anerkennung individueller Eigenheiten geprägt ist, gepaart mit der gemeinsamen Suche nach verbindenden Normen. Der Arbeit im Rahmen von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ liegt die Auseinandersetzung mit „Ideologien der Ungleichwertigkeit“ zu Grunde. Das Label bildet einen Rahmen, der Schulen langfristig motivieren und laufend an das Leitbild erinnern soll, indem man …

… Kinder und Jugendliche partizipiert.

… Lernziel Gleichwertigkeit fördert und fordert.

… Hindernisse umschifft und abbaut.

… Systemischen Ansatz und ganzheitlichen Blick entwickelt.

… Ziele und Grenzen der Prävention formuliert.

… Multidimensionalen Präventionsansatz schafft.

… Interkulturelle Kompetenzen stärkt.

… Kommunikationskompetenzen fördert.

… Demokratie- und Menschenrechtsbildung vermittelt und erlernt.[2]


[1] https://courageshop.schule-ohne-rassismus.org/publikationen/bausteine/49/baustein-1-unser-praeventionsansatz

[2] ebenda

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an der Comenius – Gesamtschule in Neuss

Unsere Schule ist eine bunte Schule, die ihren Leitsatz Alle.Alles.Ganz! lebt.                        Wir stehen gemeinsam gegen Gewalt, diskriminierende Äußerungen oder Handlungen sowie gegen jegliche Form von Rassismus. Zudem setzen wir uns für eine offene und lösungsorientiere Auseinandersetzung von Problemen ein.

Im September 2018 wurde uns während einer feierlichen Zeremonie und in Anwesenheit unseres Bürgermeisters Herrn Breuer der Titel „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ verliehen.

Das Projekt bietet uns die Möglichkeit, das Klima an unserer Schule aktiv mitzugestalten, indem wir uns bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden.

Das Team „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ besteht aus Vertreter/innen des Lehrerkollegiums und engagierten Schüler/innen unserer Schule. In Zukunft sollen ebenso zwei Hauptverantwortliche aus der Mitte des SV-Teams gewählt werden, die dann einen festen Teil des Organisationsteams bilden sollen.

Zielsetzung und Zielgruppe

Zu Beginn des Projekts müssen 70 Prozent der Schulgemeinschaft eine Petition unterschreiben. Diese enthält drei Punkte:

1. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer zentralen Aufgabe meiner Schule wird, nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierung, insbesondere Rassismus, zu überwinden.

2. Wenn an meiner Schule Gewalt, diskriminierende Äußerungen oder Handlungen ausgeübt werden, wende ich mich dagegen und setze mich dafür ein, dass wir in einer offenen Auseinandersetzung mit diesem Problem gemeinsam Wege finden, zukünftig einander zu achten.

3. Ich setze mich dafür ein, dass an meiner Schule einmal pro Jahr ein Projekt zum Thema Diskriminierung durchgeführt wird, um langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, vorzugehen.

100 Prozent der Menschen, die an unserer Schule lernen und arbeiten, haben sich mit ihrer Unterschrift dazu verpflichtet, sich gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekte durchzuführen.

Durchgeführte und geplante Aktionen

Der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verpflichtet uns, Verantwortung für das Klima an unserer Schule und in unserem Umfeld zu tragen. So ist es für uns selbstverständlich, dass an unserer Schule nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen stattfinden, die gemeinsam mit unseren Schüler/innen entwickelt werden.

Durchgeführte Aktionen im Schuljahr 18/19

#wir sind bunt!

Unter dem #wir sind bunt! setzten Neusser Schüler/innen ein Statement für Toleranz und erschienen bunt gekleidet und mit farbig gestalteten themenbezogenen Plakaten auf dem Marktplatz, um Vielfalt zu zelebrieren.

Eine Lektüre lesen: Mahn- und Gedenkstättenbesuch

Stadtführung durch Neuss

Die Jahrgangsstufen 7 und 9 entschieden sich jeweils für eine Lektüre, die für den Nationalsozialismus und Holocaust sensibilisieren soll. Diesbezüglich besuchten Klassen der Jahrgangsstufe 7 die Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf. Dort nahmen sie an einer Führung und einem Workshop teil. Die Auseinandersetzung mit in den Zeitkontext eingebetteten konkreten Biografien, Entscheidungssituationen und Handlungsoptionen standen hier im Fokus. Die Klasse 7a nahm Ende Juni an der Stadtführung „Nationalsozialismus und Holocaust in Neuss“ teil.

Fußballmuseum Dortmund

Die Schüler/innen der Klasse 8b nahmen am Projekttag „Vielfalt“ teil. Mit Hilfe von Faszination Fußball wurden hier politische Bildung und zeitgeschichtliche Phänomene vermittelt.

Eid Mubarak / Iyi Bayramlar

Am Ende der Fastenzeit feierten wir gemeinsam mit allen Schüler/innen das Zuckerfest, indem engagierte Schüler/innen (auch ohne muslimischen Hintergrund) Bonbons und Äpfel verteilten. Dies bot zusätzlich in allen Klassen die Möglichkeit, über dieses Fest zu sprechen und ungeklärte Fragen beantwortet zu bekommen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Brücken zu bauen.

Multikulturelles Kochen

Dieses Projekt förderte die Kommunikation, machte Spaß und führte Kulturen zwanglos zusammen. Am Ende des Kochprojekts entstand ein Kochbuch, in dem nicht nur verschiedene Gerichte, sondern auch traditionelle Essbräuche aufgeführt werden.

Demokratie in der Schule lernen – Ein Radiointerview

Wie kann man Demokratie lernen und welche Rolle soll die Schule dabei spielen – gerade in Zeiten von zunehmendem Populismus? WDR-5-Reporterin Anita Horn hat sich an drei Schulen umgeschaut. Darunter auch an unserer Schule. Der Link zum Interview ist auf unserer Homepage zu finden.

Anne Frank Tag 2019

Am 12. Juni 2019 wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden. An ihrem Geburtstag erinnern wir uns an das jüdische Mädchen, ihr weltberühmtes Tagebuch sowie die sechs Millionen Opfer des Holocausts. Wir präsentieren zum Aktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus die Ausstellung „Anne Frank 90 “ auf acht großformatigen Plakaten, die Anne Franks Lebensgeschichte darstellen. Das nachgebaute Haus wird von Schüler/innen der 9. Klassen hinsichtlich Veranschaulichung, Aufbau, Alltag, Leben und Gefühlswelten hin erläutert.

Einweihung Platz der Kinderrechte

Am 5. Juli 2019 hat Neuss als erste Stadt in NRW einen Platz der Kinderrechte benannt.                  Die Klasse 7b gestaltete eine Collage rund um das Kinderrecht „Schutz im Krieg“, welche sie vor der Schirmherrin Frau Rita Süssmuth und weiterer politischer Prominenz präsentierte.

Durchgeführte Aktionen im Schuljahr 19/20

Interreligiöser Kalender

Der Kalender bietet einen Überblick über die wichtigsten Feiertage verschiedener an unserer Schule vertretender Religionen und Kulturen. Er ist fest im Mitteilungsheft verankert und dient der Übersicht, Transparenz und Würdigung.

                      Begegnung mit einem Holocaust – Überlebenden

Im Rahmen der historischen Verhandlungen gegen Mittäter/innen der unbegreiflichen Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reichs nahmen Schüler/innen unserer Schule an einem Zeitzeugentreffen mit dem Holocaustüberlebenden Peter Loth teil. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu leisten und den Blick auf die Verantwortung für eine friedliche Zukunft zu schärfen.  

Integrationspreis 2019

„Miteinander in Vielfalt und Toleranz“ – so lautete das Motto des Wettbewerbs zum diesjährigen Integrationspreis des Rhein Kreis Neuss. Feierlich dürfen wir verkünden, dass wir für unser Engagement im Rahmen von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ eine Anerkennungsurkunde erhalten haben. 

Die Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen – Erinnerungskultur fördern

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist …“ zitiert der Künstler Gunter Demnig eine alte jüdische Lebensweisheit. 22.06.2020 verlegte der Künstler einen Stolperstein für Frau Selma Mayer. Für diesen Stein hat die Comenius-Gesamtschule im Zuge des Arbeitskreises „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ eine Patenschaft übernommen. Der Stein wurde vor dem Neusser Wellenbad auf der Niederwallstraße verlegt, wo einst das Wohnhaus der Familie Mayer stand. Engagierte und geschichtsinteressierte Schüler/innen der Klasse 8b gingen im Vorfeld auf eine historische Forschungs- und Quellenreise und forschten zum Leben der Neusserin. Ihre Ergebnisse durften sie während der Verlegung präsentieren, um Selma Mayer zu gedenken. Die Biographie von Selma Mayer ist auf der Homepage der Comenius – Gesamtschule abrufbar. (https://cs-neuss.schulon.org/comenius-gesamtschule-uebernimmt-patenschaft-fuer-stolperstein/)

                             Geplante Aktionen für das Schuljahr 20 /21

– Weiterhin soll der Anne- Frank Tag am 12. Juni gewürdigt werden sowie das jährliche Verteilen von Süßigkeiten am muslimischen Feiertag Bayram stattfinden.                              Zudem soll herausgefunden werden, welche andere Religionsgemeinschaft noch stark an unserer Schule vertreten ist, um auch hier an einem bestimmten Feiertag zwecks Würdigung aktiv tätig zu werden.

– Sprachpaten sollen ins Leben gerufen werden, um vor allem (geflüchteten) Schüler/innen mit rudimentären Deutschkenntnissen unterstützend zur Seite zu stehen.

Durchgeführte Aktionen im Schuljahr 20/21

Sprachpaten

Seit November 2020 gibt es an der Comenius – Gesamtschule Sprachpaten, die das Lehrpersonal sowie Seiteneinsteiger/innen durch den Einsatz ihrer Herkunftssprache unterstützen.                      

So helfen sie den Beratungslehrer/innen dabei, neue Seiteneinsteiger/innen zu betreuen. Gleichzeitig übernehmen sie in den ersten Schulwochen gewissenhaft die Betreuung der neuen Schüler/innen an unsere Schule. Dabei heißen sie sie willkommen und unterstützen sie dabei, sich zurechtzufinden. Überdies übersetzen sie wichtige Elternbriefe, engagieren sich bei der Hausaufgabenbetreuung der Seiteneinsteiger/innen und können auch bei bestimmten Elterngesprächen zur Seite stehen. Zudem agieren unsere Sprachpaten während der gesamten Sprachförderung zusätzlich als Lesepaten. Sie treffen sich in regelmäßigen Abständen mit ihren „Patenschülern“, um mit ihnen zu lesen oder Lernspiele zu spielen.

Der Mehrwert unserer Sprachpaten ist besonders ersichtlich, wenn ehemalige Seiteneinsteiger/innen zu Sprachpaten werden. Diese Sprachpaten bringen zum einen das vertraute Gefühl mit der Situation der Neuankömmlinge mit sich und zum anderen zeigen sie den Seitensteiger/innen eine von vielen Perspektiven, die eine erfolgreiche Sprachförderung mit sich bringen kann.

Wertgeschätzt wird die Leistung engagierter Sprachpaten durch einen positiven Kommentar auf dem Zeugnis sowie einer Ehrung während der Stufenversammlung.[1]

Geplante neue Aktionen für das Schuljahr 21 /22

– Aşure Fest

– Meet a Jew

– Bayram-Fest

– Anne-Frank-Tag

 „Durchgeführte Aktionen im Schuljahr 21/22

Aşure Fest

Als erste Schule in Neuss haben wir den alevitischen Religionsunterricht zum Schuljahr 2021/2022 als ein neues Schulfach eingeführt. Der Unterricht wird von Frau Alev Sertkaya erteilt. Um dies zu würdigen, hat sich das Team von „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ dazu entschlossen, das diesjährige Aşure-Fest in Kooperation mit der Alevitischen Gemeinde Neuss gemeinsam zu feiern.

Am 26.08.2021 haben wir die Aşure-Suppe an unsere Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräfte in der Mittagspause verteilt. Die Aşure-Süßspeise wurde am Morgen vom Frauenvorstand der Alevitischen Gemeinde Neuss gekocht und coronakonform verpackt. Ein Kamerateam des alevitischen Fernsehsenders YOL TV sowie die NGZ waren ebenso vor Ort. Viele Schülerinnen und Schüler haben ein großes Interesse an dieser Veranstaltung gezeigt.

Am Aşure-Tag beenden viele Aleviten ihre Trauer- und Fastenzeit um den Heiligen Hüseyin. Nach der 12-tägigen Trauerfastenzeit wird die Aşure-Suppe, auch Friedenssuppe genannt, gekocht und als Symbol der Dankbarkeit unter Bekannten, Verwandten und Nachbarn verteilt. Die süße Suppe besteht aus 12 verschiedenen Zutaten. Verwendet werden Trockenfrüchte, Getreide und Nusssorten. Die bunte Zusammensetzung der Aşure-Suppe steht auch für die Pluralität, den Respekt vor Vielfalt und das friedliche Zusammenleben an unserer Schule.


[1] vgl. SeiteneinsteigerInnen-Konzept der Comenius-Gesamtschule Neuss

Meet a Jew: Begegnungsprojekt an der Comenius-Gesamtschule Neuss

Miteinander über Vorurteile sprechen, sie reflektieren und anschließend aus der Welt schaffen, um Brücken zu bauen, das möchten wir als Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage schaffen.

Dazu besuchten uns im November 2021 zwei Mitglieder des Projekts „Meet a Jew“ des Zentralrats der Juden in Deutschland. Bei dem Projekt geht es darum, das heutige Leben jüdischer Menschen durch in Deutschland lebende Juden kennenzulernen. Die persönliche Begegnung sorgt dafür, miteinander ins Gespräch zu kommen, Fragen beantwortet zu bekommen, Neugierde zu wecken und Vorurteile zu überwinden. 

Die zwei jüdischen Mitglieder gaben einen Überblick darüber, wie viele Juden und Jüdinnen weltweilt leben. Sie sprachen über Anfeindungen, die Shoah, den Nahostkonflikt und persönliche Schicksale. Im Laufe des Gesprächs ging es nicht mehr um Stereotypen oder „die klassischen Fragen“, sondern auch um den Glauben, die Familie und Zukunftswünsche.               

Das Projekt soll in jenem Fall wiederholt werden, sodass auch weitere Jahrgangsstufen von dieser lebens- und schülernahen Begegnung profitieren können.

Eid Mubarak / Iyi Bayramlar

Am Ende der Fastenzeit feierten wir nach langer Coronapause gemeinsam mit allen SchülerInnen das Zuckerfest, indem engagierte Lernende (auch ohne muslimischen Hintergrund) Bonbons verteilten. Dies bot zusätzlich in allen Klassen die Möglichkeit, über dieses Fest zu sprechen und ungeklärte Fragen beantwortet zu bekommen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Brücken zu bauen.

Geplante Aktionen für das Schuljahr 22/23

Projekte für die Sekundarstufe I

– Meet a Jew

– Bayram-Fest

– Anne-Frank-Tag

– „Das geht uns alle an“ Landesjugendring NRW

Ein Projekttag zur Diskriminierung, von Rassismus betroffenen Menschen und couragiertem Handeln. Der Projekttag A ist konzipiert für Jugendliche ab der achten Klasse

– Workshop „Respekt und Anerkennung – was hat das mit mir zu tun?“                                             Multikulturelles Forum e.V.

Projekte für die Sekundarstufe II

– „Hate Speech – Hass im Netz“  Multikulturelles Forum e.V.  ab 16 Jahre

– „Noch normal oder doch schon radikal? Zwischen Islam und Extremismus unterscheiden“ Multikulturelles Forum e.V. ab 16 Jahre